Vergiftung durch Graukresse

– wenn Giftpflanzen zur Gefahr werden

Unser Patient „Maui“ – ein 14-jähriger Wallach – wurde uns mit Fieber, Lahmheit und deutlichen Ödemen an allen vier Gliedmaßen vorgestellt. Zudem zeigte er die typische Rehestellung, bei der die Vorderbeine nach vorne gestreckt und die Hinterbeine unter den Körper gesetzt werden.

Die Diagnose: Vergiftung durch Graukresse mit akuter toxischer Hufrehe.

Symptome: Woran erkennt man eine Graukresse-Vergiftung beim Pferd?

Eine Vergiftung durch Graukresse kann schwerwiegende Folgen haben. Typische Symptome sind:

  • Akute Hufrehe (plötzliche Lahmheit, Rehestellung, Pulsation in den Hufen)
  • Ödeme an den Gliedmaßen
  • Fieber, erhöhter Herz- und Atemfrequenz
  • Abgeschlagenheit und Fressunlust
  • In schweren Fällen: Aborte, Blut im Kot oder Urin

Bei Maui zeigten sich deutliche Ödeme an allen Beinen, Lahmheit der Vordergliedmaßen und Fieber.

Mehr Infos zur Hufrehe

Ursachen: Warum ist Graukresse gefährlich?

Die Graukresse enthält Glucosinolate, deren toxische Wirkung beim Pferd noch nicht vollständig geklärt ist. Gefährlich ist besonders, dass die Pflanze:

  • vor allem auf trockenen, sandigen Böden wächst,
  • im Heu getrocknet kaum selektiv gefressen wird,
  • durch Trittschäden und offene Grasnarben leichter wächst,
  • sich in Dürrezeiten verstärkt ausbreitet.

Im Heu der betroffenen Herde konnten graue, haarige Pflanzenteile nachgewiesen werden – die botanische Analyse bestätigte den Verdacht: Graukresse.

Diagnose: Wie wurde die Vergiftung festgestellt?

Die Diagnose stützte sich auf mehrere Befunde:

  • Anamnese: mehrere Pferde der Herde betroffen, gemeinsamer Futtereinstieg
  • Hufzangentest: deutlicher Schmerz in den Vorderhufen
  • Blutuntersuchung: erhöhte Leber- und Nierenwerte, vermehrte weiße Blutkörperchen
  • Sensorische und botanische Analyse des Heus: Nachweis von Graukresse

Therapie: Behandlung einer Graukresse-Vergiftung

Die Behandlung setzte an zwei Punkten an:

Beseitigung der Ursache

  • Sofortiger Futterwechsel und Kontrolle aller Heuballen
  • Ausschluss betroffener Weideflächen, später Nachsaat und Düngung

Symptomatische Behandlung

  • Therapie der Hufrehe (Ruhigstellung, Kühlung, Angussverbände)
  • Gabe von entzündungshemmenden Medikamenten
  • Unterstützung von Leber und Nieren mit geeigneten Präparaten

Verlauf & Prognose

Schon nach wenigen Tagen besserten sich die Symptome deutlich. Nach 12 Tagen zeigten die Kontrolluntersuchungen keine Auffälligkeiten mehr, die Blutwerte hatten sich normalisiert.

Langfristig mussten die betroffenen Weideflächen nachgesät und problematische Bereiche von der Heugewinnung ausgeschlossen werden, um erneute Vergiftungen zu verhindern.

Fazit: Graukresse kann Pferden gefährlich werden

Die Vergiftung durch Graukresse ist ein ernstzunehmendes Risiko für Pferde – vor allem, wenn die Pflanze über das Heu aufgenommen wird. Besitzer sollten bei unerklärlicher Hufrehe, Ödemen oder Fieber unbedingt an eine mögliche Vergiftung denken und sofort den Tierarzt rufen.

Bei Maui konnte dank schneller Diagnose und konsequenter Behandlung eine vollständige Genesung erreicht werden.