Druse

Vorbericht

Eine 6-jährige Warmblutstute zeigt seit 3 Tagen Fieber und eitrigen Nasenausfluss. Zwei weitere Pferde im Stall fallen mit ähnlichen Symptomen auf, weshalb bei der Stute umgehend weitere Diagnostik nötig war.

Untersuchungsbefunde

  • Fieber mit einer Körpertemperatur von 39,8°C
  • deutliche Schwellung der Lymphonodi mandibulares, deutliche Druckdolenz
  • beidseitig eitriger Nasenausfluss
  • gelegentliches Husten und beschleunigte Atmung
  • Appetitlosigkeit, Mattigkeit
  • reduzierte Futteraufnahme

Weiterführende Untersuchungen

  • Lymphozytose (Erhöhung der weißen Blutkörperchen)
  • erhöhtes Fibrinogen

Beides ist hinweisend für einen entzündlichen Prozess

  • Beurteilung der Luftsäcke
  • Ansammlung von zähem Eiter
  • PCR-Abstrich und PCR-Test auf Streptococcus equi ssp. equi

Der PCR-Test auf Streptococcus equi ssp. equi fiel positiv aus.

Diagnose

Infektion mit Strep. equi ssp. equi (Druse)

Therapie

Die Stute, sowie alle weiteren Pferde mit Verdacht auf eine Infektion, wurden umgehend von den anderen Pferden isoliert. Außerdem ist am Stall zwingend strikte Hygiene einzuhalten und gründliche Desinfektion durchzuführen.

Aus medizinischer Sicht erfolgt eine symptomatische Behandlung (Fiebersenkung, gegebenenfalls Entzündungshemmung / Schmerzmittel) sowie in diesem Fall, aufgrund der Luftsackbeteiligung, eine Spülung der Luftsäcke.

Außerdem wäre eine Öffnung und Spaltung vorliegender abszedierter Lymphknoten möglich. Eine antibiotische Abdeckung ist nur in Einzelfällen angeraten und nicht zwingend erforderlich.

Verlauf

Aufgrund des progressiv verlaufenden Krankheitsgeschehen und der schlechten  Prognose wurde das Pferd nach Absprache mit der Besitzerin euthanasiert.

Diskussion

In dem vorliegenden Fall wurde eine Druse diagnostiziert.

Hierbei handelt es sich um eine hochansteckende, aber in der Regel gut behandelbare bakterielle Infektion der oberen Atemwege mit dem Bakterium Streptococcus equi ssp. equi.

Nach vollständiger Genesung ohne Komplikationen ist ein normaler Einsatz im Reitsport wieder möglich. Begleiterkrankungen wie Abszessbildung in inneren Organen („metastatische Druse“) können die Prognose jedoch deutlich verschlechtern.

Von den erkrankten Pferde bleiben etwa 10% latente, chronische Träger, bei denen sich der Erreger häufig innerhalb der Luftsäcke aufhält. Sie zeigen selbst keine Krankheitsanzeichen mehr, können aber gesunde Pferde weiterhin infizieren.

Literatur

Hahn CN et al.

Phenylephrin-eyedrops as a diagnostic test in equine grass sickness

The Veterinary Record, Nov 18, 2000