Pituitary pars intermedia dysfunction
(Equines Cushing Syndrom)
Vorbericht
Unser Patient ist ein 22-jähriger Warmblutwallach, welcher seit einigen Monaten eine umfassende Symptomatik zeigt. Um dieser auf den Grund zu gehen, kam er vor einiger Zeit zu uns in die Klinik.
Untersuchungsbefunde
- leichtes Übergewicht
- langes, lockiges, stumpfes Fell
- supraorbitale Fettpolster
- leicht erhöhte Körpertemperatur
- vorsichtiger Gang auf hartem Boden, aber keine Lahmheit
Weiterführende Untersuchungen
- erhöhter ACTH-Basalwert (= adrenocorticotropes Hormon, reguliert den Cortisolhaushalt)
- deutliche ACTH-Steigerung nach TRH-Stimulationstest
- geringgradige Leukozytose
- Hyperglykämie
Durch Röntgenaufnahmen der Hufe konnte eine geringgradige Hufbeinrotation an den Vordergliedmaßen festgestellt werden.
Diagnose
Fortgeschrittene PPID = Pituitary Pars Intermedia Dysfunction
(ehemals: Equines Cushing Syndrom)
Therapie
- Dopaminagonist, einschleichend dosiert
- Zucker- und stärkearme Fütterung
- Heu mit niedrigem Fruktangehalt
- regelmäßige Huf- und Fellpflege
- Bewegung sollte dem Allgemeinzustand angepasst werden
- Gewichtskontrolle
- alle 3-6 Monate ACTH-Kontrolle und klinischer Check-up
Verlauf
Bereits nach 6-monatiger Therapiedauer mit Ergreifung der oben genannten Maßnahmen verbesserte sich der Zustand des Patienten deutlich.
Die Therapie wird nun regelmäßig überprüft und gegebenenfalls angepasst.
Diskussion
Bei der PPID (Pituitary Pars intermedia dysfunction), oder auch ehemals Equines Cushing Syndrom, handelt es sich um eine durch eine Neoplasie ausgelöste Funktionsstörung der Pars Intermedia der Glandula pituitaria (Hirnanhangsdrüse). Es kommt zu einer vermehrten Ausschüttung des adrenocorticotropen Hormons (ACTH), welches wiederum eine erhöhte Cortisol-Freisetzung zur Folge hat. Dieser Überschuss an Cortisol kann diverse Symptome auslösen, mitunter eben auch diese, die für PPID als klassisch gekennzeichnet sind: struppiges Fell, Muskelschwund, Polyurie und Polydipsie, oder Leistungsminderung.
Außerdem kann der erhöhte Cortisol-Spiegel die Huflederhaut schädigen, was eine Hufrehe zur Folge haben kann. Daher ist ein Röntgen bei Verdacht auf PPID essenziell, um eine mögliche Hufbeinabsenkung abzuklären.
Außerdem wichtig ist die Bestimmung des ACTH-Wertes im Blut, wobei die Jahreszeit einen entscheidenden Unterschied macht, da das ACTH saisonalen Schwankungen unterliegt. Diese Werte differenzieren je nach Labor und müssen bei der Diagnosenstellung zwingend berücksichtigt werden.
Zeigt sich das ACTH als (grenzwertig) erhöht, so ist ein TRH-Stimulationstest angeraten. Thyreotropin-Releasing-Hormon (TRH) wirkt stimulierend auf die Hypophyse und wird dem Pferd im Rahmen dieser Diagnostik injiziert. Daraufhin wird die Veränderung des ACTH-Wertes überprüft. Bei gesunden Pferden steigt dieser Wert wenig bis gar nicht. Bei Pferden mit PPID hingegen, kommt es nach der Stimulation zu einer deutlich erhöhten Freisetzung von ACTH und damit von einem Anstieg des Hormons im Blut.
Unser Patient hat gezeigt: wird eine PPID beim Pferd rechtzeitig erkannt und adäquat behandelt, so kann sich der Zustand des Tieres enorm verbessern und die Symptome können gut unter Kontrolle gehalten werden. Hier ist allerdings der Faktor Zeit sehr entscheidend, da ein dauerhaft erhöhter Cortisol-Spiegel im Körper auch irreversible Schäden auslösen kann, welche nicht mehr vollständig therapiert werden können.
Literatur
Hahn CN et al.
Phenylephrin-eyedrops as a diagnostic test in equine grass sickness
The Veterinary Record, Nov 18, 2000


