Perikarditis

Erster Fall

Vorbericht

Eine 12-jährige Warmblut-Stute fällt seit einiger Zeit durch reduziertes Allgemeinbefinden und deutlichem Leistungsabfall auf.
Um diese Symptome internistisch aufzuarbeiten, wurde sie uns kürzlich als Patientin vorgestellt.

Untersuchungsbefunde

  • Allgemeinbefinden mittelgradig gestört

  • Tachykardie

  • gedämpfte Herztöne bei Auskultation

  • positiver Venenpuls der Vena jugularis
  • schwache Pulsamplitude bei Palpation

Weiterführende Untersuchungen

Sonographie des Herzens

  • deutlicher Herzbeutelerguss
  • Bewegungsstörung des rechten Herzens in mehreren Ansichten des Herzens sichtbar

Diagnose

Perikarditis (Herzbeutelentzündung)

Therapie

  • Punktion des Herzbeutels zur weiteren Diagnostik
  • Prognose: vorsichtig bis schlecht
  • Behandlung mit Antibiotikum, Entzündungshemmer, ACE-Hemmer und Diuretikum

Verlauf

Mit den oben genannten therapeutischen Maßnahmen wurde ein palliativer Behandlungsversuch gestartet. Eine Nachkontrolle des allgemeinen Befindens der Patientin, sowie eine Verlaufskontrolle der Perikarditis stehen zum aktuellen Zeitpunkt noch aus.

Diskussion

Die Perikarditis ist eine entzündliche Erkrankung des Herzbeutels (Perikard), die beim Pferd selten, aber potenziell lebensbedrohlich auftritt. Sie kann infektiösen oder nicht-infektiösen Ursprungs sein und erfordert eine zügige und differenzierte Diagnostik sowie eine ursachengerichtete Therapie.

Klinische Symptome umfassen ein reduziertes Allgemeinbefinden, Inappetenz, Apathie, Tachykardie, sichtbaren Venenpuls und Leistungsabfall. Fieber kann bei infektiöser Genese auftreten. Ein ausgeprägter Erguss im Herzbeutel kann zu Atemnot führen.

Ätiologisch sind bakterielle oder virale Infektionen häufig, seltener treten sekundäre Formen im Zusammenhang mit Operationen oder neoplastischen Prozessen auf. Die Erregerausbreitung erfolgt hämatogen oder per continuitatem, beispielsweise ausgehend von der Lunge.

Die Diagnostik umfasst Auskultation und Pulsbewertung, Echokardiografie (Nachweis von Perikarderguss), EKG sowie Laborparameter (Entzündungswerte). Eine gezielte Punktion zur Gewinnung von Ergussmaterial kann für die Erregeridentifikation und Therapieplanung entscheidend sein.

Die Therapie richtet sich nach der Grunderkrankung. Bei infektiöser Ursache werden Antibiotika und Entzündungshemmer eingesetzt. Bei erheblichen Ergussmengen ist eine Punktion unter EKG-Kontrolle indiziert. In Fällen mit ungünstiger Prognose oder nicht behandelbarer Ursache stehen palliative Maßnahmen im Vordergrund. Chirurgische Optionen bleiben Einzelfällen vorbehalten.

Die Prognose bei Perikarditis beim Pferd ist vorsichtig bis ungünstig, da es sich um eine seltene, aber potenziell lebensbedrohliche Herzerkrankung handelt. Selbst bei erfolgreicher Behandlung kann es zu bleibenden Pathologien am Herzbeutel oder Herzmuskel kommen, sodass ein Einsatz im Reitsport in den meisten Fällen nicht mehr möglich ist.

Literatur

Hahn CN et al.

Phenylephrin-eyedrops as a diagnostic test in equine grass sickness

The Veterinary Record, Nov 18, 2000