Venenklappenstenose

Vorbericht

Ein fünfjähriger Warmblutwallach zeigte seit einiger Zeit nach dem Weiden eine Schwellung im Bereich der linken Ganasche, sowie ein vermehrtes Hervortreten der linken Vena jugularis (Abb. 1).  Vorberichtlich lagen keine Hinweise auf eine Infektion (systemisch, lokal) oder ein Trauma (iatrogen, exogen) vor.

Untersuchungsbefunde

  •  vermehrte Venenfüllung der Vena jugularis sinister
  • geringgradige Stauungserscheinungen der Gefäße im Bereich des Kopfes (Abb. 1, 2).

  • palpatorisch war die Vene auf der gesamten Länge strangartig verdickt, jedoch nicht vermehrt warm oder schmerzhaft.

  • lediglich im kaudalen Drittel war sie eingeschränkt anstaubar mit einem deutlich verzögerten Blutabfluss.

Abb. 1
Stauung der linksseitigen Vena jugularis einhergehend mit geringgradigen Stauungserscheinungen der Venen im Bereich des Kopfes

Abb. 2
Deutliche Stauung der linken Vena jugularis bei einem fünfjährigen Warmblutwallach

Weiterführende Untersuchungen

In der endoskopischen Untersuchung der oberen Atemwege und der Luftsäcke wurden keine pathologischen Befunde erhoben. In der sonographischen Untersuchung zeigte sich eine Stasis des Blutflusses auf der gesamten Venenlänge mit einer deutlich turbulenten Strömung kranial einer stenotischen Venenklappe kurz vor der Apertura thoracis (Abb. 3). Die Klappenanteile stellten sich hyperechogen und geringgradig verdickt dar (Abb. 3, 4). Kaudal der Klappensegel war eine geringgradige Verdickung der Venenwand sichtbar. In der labordiagnostischen Untersuchung lagen keine Referenzwertabweichungen vor.

Abb. 3
Hyperechogenität der Venenklappe mit deutlicher  praeokklusiver Haemostase kranial der Klappe

Abb. 4
Hyperechogenität der Klappenanteile  im Querschnitt der Vena jugularis sinistra als Folge einer Intimaproliferation ungeklärter Genese

Diagnose

Haemostase infolge einer Venenklappenstenose im Bereich der Vena jugularis

Verlauf

Bei diesem Pferd kam es zunächst zu einer idiopathischen Endophlebitis und im Verlauf derer zu einer Venenklappenstenose. Diese Veränderungen der hämodynamischen Prozesse führte zu einem vorläufigen Gefäßverschluss, da sich in dieser Engstelle vermehrt Thrombozyten anheften konnten. Somit ist der Blutabfluss beeinflusst und die Vene zeigt sich auch äußerlich sichtbar als gestaut.

Therapie und Diskussion

Venenklappenstenosen stellen in der Humanmedizin ein häufiger diagnostiziertes Krankheitsbild, insbesondere im Bereich der Beinvenen, aber auch im Bereich der Vena jugularis dar. Nach Wissen der Autoren sind Venenklappenstenosen beim Pferd bisher nicht beschrieben.

Bei hämodynamischen Auswirkungen kommen in der Humanmedizin der chirurgische Bypass oder die Ballondilatation als Therapieoption zur Anwendung. Insbesondere eine Ballondilatation wäre auch beim Pferd denkbar, jedoch birgt die hierdurch gesetzte Intimaläsion erneut das Risiko einer Thrombosebildung.

Im Rahmen der Kontrolluntersuchung nach 21 Tagen wurde nur eine geringgradige Verbesserung der Symptome festgestellt, aber aufgrund der uneingeschränkten Nutzbarkeit des Pferdes von einer chirurgischen Versorgung abgesehen.

Eine Venenklappenstenose kann zu chronischen Kreislaufproblemen und Schwellungen führen. Die Prognose im Hinblick auf den Einsatz im Reitsport ist abhängig vom Schweregrad, aber in vielen Fällen eingeschränkt bis ungünstig, insbesondere bei anhaltender Stauung oder Leistungsschwäche.

Literatur

Hahn CN et al.

Phenylephrin-eyedrops as a diagnostic test in equine grass sickness

The Veterinary Record, Nov 18, 2000